EMZ: Seit dem 1. Juli gilt das neue Kita-Gesetz. Unter anderem ist darin ein Rechtsanspruch auf eine sieben-Stunden-Betreuung festgeschrieben. Ist das eine Verbesserung?
Gordon Schnieder: Nur auf den ersten Blick scheint das so. Näher betrachtet, beinhaltet das Gesetz Punkte, die viele kleine Kitas in ländlichen Regionen nicht erfüllen können. Es fehlt diesen oft das Personal und das neue Gesetz wirft vielerorts Fragen der Finanzierung auf.
EMZ: Liegt das an den unterschiedlichen Trägern der Kindergärten?
Gordon Schnieder: Träger sind die Kommunen, die Kirchen und private Vereine. Diesen bereitet es zum Teil sehr große Probleme das neue Gesetz umzusetzen. Viele Eltern befürchten, dass sich die Betreuung verschlechtert, da die neuen Aufgaben und die Mehrarbeit ohne das hierfür notwendige Personal gestemmt werden müssen.
EMZ: Aber die Landesregierung hat doch eine Fachkräfte-Offensive gestartet…
Gordon Schnieder: Damit reagierte die Landesregierung auf die lauten Proteste aus den Reihen der Eltern, der Träger und der Mitarbeiter der Kindertagesstätten. Als Beruhigungspille wurde von der Bildungsministerin zwei Tage bevor das Gesetz in Kraft trat diese Bildungs-Offensive gestartet. Damit ist aber keine einzige Fachkraft mehr in den Kitas und die Finanzierung ist damit auch nicht besser. Das neue Kita-Gesetz ist ein Etikettenschwindel. Die Kinder, die Erzieherinnen und Erzieher, die Eltern und die Träger der Einrichtungen werden dadurch nicht etwa entlastet, sondern sie werden mehr belastet als zuvor.
EMZ: Herr Schnieder, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Gordon Schnieder: Sehr gerne.
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